Kurzentschlossener Tripp am Grimming

20.07.2016

Nachdem wir schon seit einiger Zeit visavis dem Grimming leben und ihn jeden Tag sehen, war schon des öfteren der Wunsch einmal dort hinauf zu wandern. Als uns dieser Tage eine gute Freundin besuchte war das wieder ein Thema und so wurde kurzerhand beschlossen hinauf zu gehen. Wir trafen uns, wie es beim Berggehen üblthumb_IMG_0929_1024ich ist, am frühen Morgen und machten uns auf das Wahrzeichen des Ennstales von der Klachauer Seite zu erobern. Wir waren zwei Erwachsene und ein 12 jähriger Jungbergwanderer sowie mein treuer Begleiter, der Wasserhundmischling Krümel.
Der Parkplatz war schnell gefunden und der Weg zum Grimming auch. Zu Beginn zieht sich der Wanderweg noch durch den Wald im Schatten der Bäume. Nach zirka einer Stunde verließen wir die Baumgrenze und nach weiteren 20 Minuten waren wir an der ersten schwierigeren Passage mit Klettereinlagen an einem Sicherungsseil.
Dieser Abschnitt teilt sich in drei Teile, die jeweils mit einem in den Felsen befestigten Stahl-Sicherungsseil versehen sind, wie bei Klettersteigen üblich. Allesamt gut zu begehen, aber etwas mulmig für ungeübte Kletterer. Nachdem mir Arbeitskollegen erzählt hatten, dass es nur eine Passage mit Seil gibt, dachte ich, dass ich Krümel über diesen Bereich helfe und der Rest wird dann einfacher. Hundesicht:
Da mein Hund Krümel, ja ein lebhafter Charakter und ein ausdauernder Läufer ist, jeden Tag mehrere Stunden bewegt wird und kein Gramm Fett am Leib, sondern nur Muskeln hat, würde das für ihn ein Spass werden. Er wurde von uns schon seit seinen Kindertagen trainiert auf Befehl auf Felsen zu springen oder über Baumstämme zu gehen. So war es für ihn nichts neues. Neu hingegen war die Höhe in der man sich vom Boden gesehen befand. Das war am Anfang etwas beunruhigend für ihn, aber er hatte Vertrauen zu mir und sprang oder ging dorthin wo ich ihm zeigte. Gott sei Dank hatte ich das gute Brustgeschirr und die Wanderleine mit arretierbarem Karabiner angelegt, das mir hier sehr zu gute kam. Menschensicht:
Wir sind alle keine ausgeprägten Kletterer, ausser es ist am Wanderweg notwendig kurze Passagen zu überqueren um das Ziel zu erreichen. Bei meinen Begleitern handelte es sich um Mutter mit Kind, die schon einige Klettereien im kleinen Rahmen absolviert hatten. Ich hingegen bin ein Neuling, der noch nie geklettert ist.thumb_IMG_0929_1024 So gesehen war es für uns alle eine interessante und teilweise beunruhigende Erfahrung sich in solchem Terrain zu bewegen. Der Jungwanderer wurde von seiner Mutter gesichert und ich kümmerte mich um Krümel. So erreichten wir das Ende der Kletterei in einer halben Stunde und dachten das war es dann mit Klettern.

Wir befanden uns nun am Anfang einer Doline mit einem Durchmesser von etwa 300 bis 400 Metern. Der Weg der zu sehen war ging am Rand entlag, stetig steigend bis an eine Felswand. Es war von da nicht einzusehen wie es weiter gehen würde.
So wanderten wir guter Dinge den anderen hinterher, um zu sehen was als nächstes kommen würde. Nach einiger Zeit waren wir am Ende des Pfades angekommen und standen vor einer Felswand. Sie war nicht senkrecht in die Höhe, sondern leicht von uns geneigt, aber sehr zerklüftet und und von Rinnen durchzogen. Es war auch noch kein Gipfel zu sehen. Der Wegweiser zu Beginn des Weges enthielt eine Zeitangabe von 3,5 Stunden und wir waren schon 3 unterwegs, so dachten wir ist es nicht mehr weit. Mit diesen Informationen beschlossen wir nun diese Wand hochzuklettern, es konnte ja nicht mehr weit sein. Weit gefehlt, in Summe waren wir dann noch zwei Stunden unterwegs. Es war eine stellenweise haarige Kletterei, wobei der Weg immer mit rot weiß roten Wanderwegmarkierungen versehen ist, aber im Großen und Ganzen machbar. An dieser Stelle möchte ich nochmal unseren Jungwanderer und meinen Hund Krümel lobend erwähnen, die das alles, manchmal nicht sehr glücklich, bravourös erledigt hatten.
Nach dem etwas anspruchsvolleren etwa hundert Meter langen Endanstieg, wieder mit Sicherungsseil, waren wir nach 5 Stunden endlich oben.
Beim Gipfelkreuz noch ein paar Fotos gemacht und die traumhafte Aussicht genossen, gingen wir dann wieder einige Meter hinunter um unsere wohlverdiente Jause zu genießen. Aber auch hier wehte ein kalter Wind, was uns dann in die Senke trieb, durch die man zum Gipfel gehen muss und in der sich thumb_IMG_0914_1024eine Biwakschachtel befindet, die ob ihrer Natur einen guten Windschutz bot.
Dort lagen wir dann etwa eineinhalb Stunden in der Sonne und bereiteten uns mental auf den Abstieg vor.
Der besagte Abstieg war zu Beginn gleich eine Herausforderung für Mensch, Hund und Jungwanderer. Wobei der Hund sich auf mich verließ und realativ zügig über die Sicherungsseilpassage kam, verließen unseren Jungwanderer die Nerven und er haderte mit der Gefährlichkeit der Situation und brauchte einen guten Zuspruch und Anleitung seiner Mutter um dort darüber zu kommen. Aber auch die unangenehmste Situation geht vorbei und so war nach eineigem Zuspruch auch diese Passage vorbei. Nachdem wir den Weg hinaufgeklettert waren erschien er uns nun nicht mehr so gewagt, bis auf unseren Jungwanderer, der immer an seine Grenzen gelangte, die seine Mutter aber mit bewundernswerter Ruhe zu überwinden vermochte. Nach einigen Stunden erreichten wir dann das Etappenziel, die Doline. Dieser Pfad brachte einige Ruhe in diesen Trip. Die Ruhe vor dem Sturm, der sich in Form der letzten Seilpassagen darstellte. Diese wurden dann wieder in althergebrachter Manier absolviert. Ich mit Krümel zuerst und dann die Mutter mit Jungwanderer und viel Überredungskunst, da dieser teilweise an der Absolvierbarkeit und seine Fähigkeiten zweifelte. Aber auch hier erwies sich die mütterliche Geduld als der richtige Weg und so wurde dieser Teil, diesmal abwärts auch erledigt.
Appropos erledigt, mittlerweile waren wir in Summe 10 Stunden unterwegs und dem entsprechend müde. Dies gilt für alle Teilnehmer, auch den Hund Krümel. Dieser hatte nach der letzten Passage, ob seiner Erschöpfung, den Weitermarsch verweigert. Er war nicht mehr zu bewegen weiter zu gehen. So blieb mir nichts anderes übrig als ihn die letzten drei Kilometer zu tragen. Ich war ihm aber nicht böse, da er ja den Grimming bestiegen hatte. Das war für ihn auch kein Honiglecken. Unser Jungwanderer war auch am Ende seiner Kräfte und traurig dass er kein Hund mit nur zehn Kilo war, so musste er den Rest des Weges selbst laufen. Erschwerend kam hinzu, dass obwohl wir in Summe jeder drei Liter Wasser mithatten, dieses schon zur Neige gegangen war. Da uns aber beim gesamten Abstieg die Sonne ins Gesicht geschienen hatte, waren die restliche Reserven bald verbraucht und wir schon etwas ausgedörrt. Wir konnten uns nicht mehr erinnern einen Bach gesehen zu haben, der das ersehhnte Nass liefern könnte. So gingen wir erschöpft den Weg hinab. Vorneweg ich mit Krümel auf der Schulter und hinten nach die Mutter mit ihrem erschöpften Jungwanderer, der erheblichen Zuspruch benötigte um nicht aufzugeben. Irgendwann wurden wir auf ein zartes Rauschen aufmerksam, das sofort als Bachrauschen eingeordnet war. Sogleich suchten wir einen Zugang um unsere Behältnisse aufzufüllen, den Durst zu stillen und uns, Mensch und Hund, eine kleine Erfrischung zu gönnen. Die letzten Meter, keinen Ahnung wie weit es noch thumb_IMG_0919_1024war, gingen etwas leichter von den Füssen, obwohl diese schon sehr schwer waren. Nach kurzer Zeit waren dann die Umrisse des Autos durch die Bäume zu sehen und wir erleichtert endlich unten zu sein.
11,45 KM in 10:54 Stunden war eine Herausforderung für Mensch und Tier. An diesem Abend genossen wir dann noch die Pizza, die die beste Ehefrau von Allen gemacht hatte und gingen nach der nötigen Körperpflege erschöpft schlafen.
Für unser Tierfreunde sei noch gesagt, dass Krümel den Trip gut verkraftet hatte. Einige kleine Abschürfungen auf den Fußballen und ein Muskelkater, der ihn die nächsten Tage etwas kürzertreten ließ, waren alles was er hatte.
Alles in Allem muss man sagen, war es sehr blauäugig von uns, das so zu machen. Aber ich möchte es nicht missen. Ich gehe wieder hinauf, aber diesmal mit einigem Sicherungsmaterial und wenn mit Hund dann nur mit einem Geschirr womit ich ihn tragen kann wo er nicht gehen kann.

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